Dieser Beitrag dient der Vertiefung unseres LeitartikelsZahlen mit dem Smartphone – So geht's“, dessen Lektüre wir vorab empfehlen.

 

Wer hat das noch nicht erlebt? – Wir stehen mal wieder an der „falschen“ Kasse, die ältere Dame vor uns beruhigt die ungeduldig wartende Kassiererin mit den Worten „Moment, ich hab's passend...“ und schüttet schließlich ihren gesamten Kleingeld-Vorrat aus, damit die freundliche Mitarbeiterin beim Suchvorgang behilflich sein kann...

Zugegeben, ein eher seltenes Ereignis.

 

Deutlich häufiger schon die Erfahrung, daß man sich bei der gewohnten Kartenzahlung erst einmal orientieren muß, mit welcher Ausrichtung die Karte in das Lesegerät gesteckt werden muß. Abhängig vom Modell muß der Magnetstreifen nach oben, unten, links oder rechts. Die PIN-Eingabe geht noch relativ schnell, viel häufiger ist jedoch der Einzug durch Lastschrift, denn dies kostet den Händler weniger Geld und ist unterhalb von 50 Euro in vielen Geschäften die Regel.

Also: Bon ausdrucken und auf der Rückseite unterschreiben, wenn der Kuli der Kassiererin auf dem glatten Thermo-Papier denn funktioniert und man eine geeignete Schreibunterlage gefunden hat – auch das ist an vielen Kassen aus Platzgründen nicht selbstverständlich. Abschließend darf die Mitarbeiterin noch die Unterschrift auf dem Bon mit der Karte vergleichen.

 

Klar, die dargestellten Situationen begegnen einem nicht jeden Tag, aber jeder kennt sie und gerade die besagte Kartenzahlung mit Unterschrift wird von immer mehr Kunden genutzt.

Der größte Vorteil an der NFC-Zahlung per Smartphone ist darin zu sehen, daß der Kassiervorgang in einer kurzen, berechenbaren Zeiteinheit abgeschlossen ist.

Es gibt kein großes Gefummel am Kartenlesegerät, die Daten sind mit einer Handbewegung in weniger als einer Sekunde übertragen.

Unter 25 Euro entfällt die Notwendigkeit eine PIN am Kassen-Terminal einzugeben, eine Unterschrift ist ebenfalls nicht notwendig.

Kurzum, der „Unsicherheitsfaktor Mensch“ wird reduziert, was am Ende für alle kürzere Wartezeiten an der Kasse bedeutet.

Nach Aktivierung des Karten-Terminals sprechen wir von etwa fünf Sekunden für den gesamten Bezahlvorgang (ohne PIN). – Das ist noch nicht mal mit vorher korrekt abgezähltem Bargeld zu schlagen, denn der Kassierer muß es ja noch einmal nachzählen.

 

Von den Händlern hört man nicht selten Kritik an der stetig steigenden Quote bargeldloser Zahlungen, was in erster Linie damit zusammenhängt, daß jeder Vorgang mit einer Gebühr an Zahlungsdienstleister und Kreditkartenanbieter verbunden ist.

Gewerbetreibende übersehen dabei häufig, daß auch das Bargeld-Handling nicht unerhebliche Kosten verursacht. Tresorräume müssen eingerichtet, Geldtransporte organisiert und Versicherungen gegen Einbruch und Überfälle bezahlt werden.

Wechselgeld in Rollen ist teurer als der Nennwert, Kassierer machen Fehler beim Zählen, geben zu viel Geld heraus, manche stehlen sogar Geld, Falschgeld wird auch nicht immer erkannt.

Die Abrechnung zum Feierabend ist sehr zeitintensiv und dauert umso länger, je mehr Bargeld eingenommen wurde und gezählt werden muß.

In manchen Branchen wie etwa Bäckereien und Eisläden kann auch der Hygienefaktor eine Rolle spielen. Hier wird schmutziges Geld im stetigen Wechsel mit Lebensmitteln berührt.

Was jedoch jeden Händler überzeugen dürfte, sind Untersuchungen, die eine Zunahme von sogenannten Impulskäufen belegen. Ob das Bezahlen per Smartphone nun mehr Spaß macht, als andere Zahlungsmethoden, sei dahingestellt. Nachvollziehbar ist jedoch, daß man an so manchem Geschäft vorbei geht, wenn man vorher noch zum Geldautomaten müßte. Auch ist nachgewiesen, daß Nutzer ihr Smartphone öfter dabei haben, als ihr Portemonnaie.

 

Auch für den Staat ergeben sich diverse Vorteile durch den bargeldlosen Zahlungsverkehr:

Die Steuerehrlichkeit steigt zwangsläufig, da alle Einnahmen nachvollzogen werden können.

Die Herstellung von Bargeld verursacht erhebliche Kosten, da es fälschungssicher sein muß.

Unsere 1-Cent-Münzen sind in der Herstellung etwa so teurer wie der Nennwert, weshalb die EU schon länger auf deren Abschaffung drängt.

 

Sicher gibt es auch Kritik – und das nicht unbedingt nur von passionierten Schwarzarbeitern.

Das Zimmermädchen im Hotel möchte sich bestimmt auch in der bargeldlosen Zukunft ein paar Euro Trinkgeld verdienen. Die Frage des Stadtstreichers „Hast Du mal 'nen Euro?“, läßt sich allein mit dem Smartphone nur schwer beantworten.

Der Datenschutz ist natürlich auch ein Thema, wobei vermutlich genau jene Leute meckern, die sowieso jeden größeren Einkauf über zehn Euro mit Karte zahlen, oder bei jedem Kleinstbetrag mit ihrer Payback-Karte Punkte sammeln...

 

Unter dem Strich überwiegen die Vorteile. – Kein Wunder also, daß bei unseren nördlichen Nachbarn Dänemark und Schweden der Abschied vom Bargeld längst beschlossene Sache ist. Viele andere EU-Staaten haben derweil schon die maximale Summe für Bargeldgeschäfte begrenzt, der „Einstieg in den Ausstieg“ ist also in vollem Gange.